In einer zunehmend vernetzten Welt erneuert und aktualisiert sich das Wissen im Unternehmen ständig. Die Folge ist eine zunehmende Komplexität von Aufgaben und Tätigkeiten. Zugleich spüren fast alle Unternehmen bereits deutlich die Folgen des Fachkräftemangels. Vor diesem Hintergrund besteht eine Herausforderung darin, das zur Erfüllung von Arbeitsaufgaben benötigte Wissen jederzeit am Arbeitsplatz verfügbar zu haben.
Herausforderung und Projektziel
Die Schubs GmbH fertigt Schaltschränke – von Losgröße 1 bis zur Serienfertigung. Einzelne Tätigkeiten werden bereits heute nicht mehr durch Facharbeitende von Schubs selbst ausgeführt, sondern in Kooperation mit mehreren Werkstätten für Menschen mit Behinderung realisiert. Dies ist vor allem bei der Vormontage von wiederkehrenden Baugruppen der Fall. Da es sich bei der Vormontage um komplexe Tätigkeiten handelt, besteht eine hohe Fehleranfälligkeit, weshalb ein breites Fach- und Erfahrungswissen benötigt wird.
Zielstellung des gemeinsam durch das Mittelstand-Digital Zentrum Hannover und der Firma Schubs umgesetzte Projekt war es, die Menschen mit Behinderung zu befähigen, auch komplexere Montagetätigkeiten eigenverantwortlich durchzuführen. Hierzu qualifizierten sich Facharbeitende der Firma Schubs, eigenständig digitale Lerneinheiten zu erstellen, welche die Menschen mit Behinderung direkt an ihrem Arbeitsplatz abrufen können. Die notwendigen Prozesse und Strukturen wurden parallel ausgearbeitet. Das Unternehmen wird dieses grundlegende System auch zukünftig weiterführen und in Zusammenarbeit mit den Werkstätten kontinuierlich optimieren.
Bildunterschrift: Das Projektteam beim Abschlusstreffen, v.l.n.r.: Dr.-Ing. Michael Rehe (Geschäftsführer des Mittelstand-Digital Zentrums Hannover), Sofie Bauer, Matthias Grupe, Tim Johnen, Daniel Römer und Axel Schulz (Geschäftsführer der Schubs GmbH)
Durchführung des Projekts
Im ersten Schritt hat der Betrieb Tätigkeiten ausgewählt und priorisiert, die sich besonders für die Überführung in digitale Lerneinheiten, sogenannte Lernnuggets, eignen. Dies fand unter Einbezug von Leitfragen statt, die die Mitarbeitenden bei der Bedarfsabschätzung unterstützten. Außerdem wurde die Vormontage eines Schaltschranktyps ausgewählt, der häufig produziert wird. Die Tätigkeiten wurden anschließend in einem Storyboard festgehalten. Hierbei entschied der Betrieb, dass die Darstellung in erster Linie auf Bildern beruhen soll und möglichst wenig Text einzubinden ist, wodurch die besonderen Voraussetzungen der Menschen mit Behinderung berücksichtigt werden soll.
Im zweiten Schritt führten Facharbeitende die Montage des Schaltschranks durch und fotografierten und dokumentierten kleinteilig jeden einzelnen Montageschritt. Die Inhalte wurden anschließend gemeinsam vom Mittelstand-Digital Zentrum und dem zuständigen Mitarbeitenden von Schubs mittels eines Autorentools umgesetzt, wobei die Erstellung des Prototyps zugleich der Einarbeitung des Mitarbeitenden in das Tool diente.
Im dritten Schritt wurde der fertig erstellte Prototyp bei einer Werkstatt vorgestellt und die Passung des Lernnuggets mit den Bedarfen der Menschen mit Behinderung überprüft. Es zeigte sich, dass die Art der Aufbereitung den Anforderungen genügt und im Arbeitsalltag eingebunden werden kann. Die technischen Voraussetzungen hierfür wurden ebenfalls geklärt.
Das Projektteam überführte die notwendigen Prozessschritte bei der eigenständigen Konzeption und Umsetzung von Lernnuggets von der Bedarfserhebung bis zum Abrufen der Inhalte am Arbeitsplatz in ein Gesamtkonzept. Dies dient als Blaupause für die innerbetriebliche Erstellung von Lernnuggets bei der Firma Schubs.
Fazit und Ausblick
Das Projekt hat gezeigt, dass digitales Lernen geeignet ist, Wissen innerhalb eines Unternehmens und sogar über Unternehmensgrenzen hinweg zu teilen. Es braucht ein einfach zu bedienendes Autorentool, um die Inhalte ohne große Einarbeitungszeit erstellen zu können. Zugleich müssen im Arbeitsalltag ausreichend Zeiträume geschaffen werden, um die Inhalte auszuwählen und diese in Lernnuggets umzusetzen. Die entsprechenden Strukturen, Prozesse und Ressourcen sind daher zwingend mitzudenken.
Vor diesem Hintergrund können digitale Lerneinheiten perspektivisch einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten, indem Wissen passgenau am Arbeitsplatz verfügbar ist, wenn es benötigt wird. Dies bezieht sich auch auf komplexere Tätigkeiten, die unter Einsatz der digitalen Lerninhalte erfolgreich von un- und angelernten Personen bewältigt werden können.
Sie beschäftigen sich auch mit der Einführung von digitalem Lernen in Ihrem Unternehmen und wollen sich vertieft mit dem Thema beschäftigen? Für weiterführende Informationen zum Projekt klicken Sie hier. Gern können Sie bei Fragen oder Anmerkungen auch direkt Kontakt zu unserem Experten Dr. Eike Asche aufnehmen (asche@mitunsdigital.de).