Laut Digitalisierungsumfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) tritt die Digitalisierung der Unternehmen derzeit auf der Stelle. Die bundesweiten Ergebnisse aus acht Wirtschaftszweigen zeigen große Weiterentwicklungspotenziale in den Bereichen „Digitale Denkweise“, „Umgang mit digitalen Technologien“ und „Datenschutz und IT-Sicherheit“. Oftmals fehlen dafür aber die zeitlichen und finanziellen Ressourcen oder es bestehen Herausforderungen wie der IT-Fachkräftemangel oder die komplexen regulatorischen Anforderungen.
Die bundesweiten Ergebnisse im Überblick
Auf einer Schulnoten-Skala bewerten die Unternehmen bundesweit ihren eigenen Digitalisierungsgrad mit einer Durchschnittsnote von 2,9 unverändert zum Vorjahr als nur “befriedigend”. Dabei fällt auf, dass sich die kleinsten Unternehmen die besten Noten bezüglich ihres Digitalisierungstands geben. Das ergibt sich aus der jährlichen Digitalisierungsumfrage der DIHK, an der Ende 2022 bundesweit mehr als 4.000 Unternehmen teilgenommen haben.
Drei Hemm-Faktoren der Digitalisierung in Niedersachsen
Ein Blick auf die Angaben der beteiligten 587 niedersächsischen Unternehmen zeigt, dass in unserem Bundesland eine umfassendere Digitalisierung in den Betrieben bislang vor allem an drei Faktoren scheitert: am „Zeitmangel“ (39 Prozent, Bund: 37 Prozent), an der dahinterstehenden „Komplexität“ (37 Prozent, Bund: 34 Prozent) und an der „Akzeptanz“ (31 Prozent, Bund: 28 Prozent). 72 Prozent der niedersächsischen Unternehmen wollen die „Digitale Denkweise“ bei ihren Führungskräften und Mitarbeitenden weiterentwickeln; 60 Prozent nennen zusätzlich den „Umgang mit digitalen Technologien“ als Entwicklungsfeld.
Einsatz von Technologien in niedersächsischen Betrieben
Hinsichtlich der konkreten Anwendung verschiedener Digitalisierungstechnologien zeigen sich in der niedersächsischen Wirtschaft noch Entwicklungspotenziale. Während immerhin 69 Prozent bereits heute Cloud-Anwendungen nutzen und weitere 20 Prozent deren Einsatz in den nächsten Jahren planen, werden andere innovative Technologien deutlich seltener in den Unternehmensalltag integriert. Das „Internet of Things“ ist beispielsweise nur bei 21 Prozent der befragten Unternehmen bereits im Einsatz. Ähnlich zurückhaltende Ergebnisse zeigen sich beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (16 Prozent), Virtual/Augmented Reality (13 Prozent), Robotik und Sensorik (18 Prozent), 3D-Druck (15 Prozent) und Blockchain (7 Prozent). Würden diese Potenziale gehoben, würde sich die Position der niedersächsischen Wirtschaft im weltweiten Wettbewerb spürbar verbessern.
Digitalisierung muss positiv besetzt werden
IHK Niedersachsen-Sprecher „Digitalisierung“ Michael Wilkens stellt fest: „Die niedersächsische Wirtschaft kommt mit ihrer Digitalisierung nur langsam voran. Haupthinderungsgründe bleiben der Zeitmangel durch überbordende Bürokratie, die Komplexität und das fehlende digitale Mindset“. Zur Wahrung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen müsse Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen positiv besetzt werden, so Wilkens weiter.
Aus Sicht der IHK Niedersachsen ist eine erfolgreiche Digitalisierung die Grundvoraussetzung für eine wettbewerbsfähige niedersächsische Wirtschaft. Allerdings mangelt es bis heute auch an leistungsfähigen Internetanschlüssen in der Fläche. Während 78 Prozent (Bund: 75 Prozent) der befragten Unternehmen die aktuelle Verfügbarkeit von schnellem Internet an ihrem Standort als bedarfsgerecht ansehen, nennen dennoch 60 Prozent (Bund: 59 Prozent) der Befragten die Breitbandinfrastruktur als dringlichen Handlungsbedarf für die Bundes- bzw. Landesregierung. Die IHK Niedersachsen kritisiert in diesem Zusammenhang den abrupten Förderstopp der Bundesregierung im Jahr 2022. Bis heute liegt keine zukunftsgerichtete Förderrichtlinie für den weiteren Gigabitausbau vor.
Sorge vor Cyberkriminalität bleibt bundesweit
Mit voranschreitender Digitalisierung, Datennutzung und Vernetzung nimmt auch das Risiko für Unternehmen zu, Opfer digitaler Erpressung, Sabotage und Spionage zu werden. Bundesweit bewerten die Betriebe Sicherheitsrisiken daher weiterhin als große Herausforderung (20 Prozent nach 23 Prozent im Vorjahr). Zwar haben die Unternehmen die Gefahren häufig bereits erkannt und technische Vorkehrungen getroffen, doch das Risiko bleibt bestehen – wie nicht zuletzt die jüngsten Attacken zeigen.
DIHK-Sonderauswertung zur IT-Sicherheit
Ergebnisse einer DIHK-Sonderauswertung zeigen im Detail, dass insbesondere organisatorische Maßnahmen und Maßnahmen zur Erhöhung der Informationssicherheits-Kompetenzen nach Angaben der Unternehmen weniger verbreitet sind als technische Sicherheitsmaßnahmen. Viele Unternehmen haben keinen schriftlich festgehaltenen Plan für den Fall eines IT-Sicherheitsvorfalls. Auch Schulungen und Nutzungsrichtlinien für die Mitarbeitenden oder die Einrichtung eines IT-Sicherheitsbeauftragten sind angesichts der zunehmenden Bedrohungslage von immer größerer Bedeutung, werden aber noch nicht flächendeckend eingesetzt. Es gibt bei den Betrieben also noch einiges zu tun.
Unterstützung durch das Mittelstand-Digital Zentrum Hannover
Sie wissen noch nicht genau, wie Sie in Ihrem Unternehmen Digitalisierungslösungen einsetzen können? Wir erschließen mit Ihnen Ihre individuellen Herausforderungen und zeigen Handlungsfelder und Verbesserungspotenziale auf und kommen kostenfrei bei Ihnen vorbei. Kontaktieren Sie uns gerne.
Oder haben Sie sich entschieden, einen Informationssicherheitsprozess im Unternehmen einzuführen oder möchten sich näher mit dem Thema IT-Sicherheit befassen? In diesen Fällen bietet es sich an, an den kostenfreien Workshops und Webinaren des Mittelstand-Digital Zentrums Hannover teilzunehmen. Das Angebot finden Sie hier und unter dem Stichwort „IT-Sicherheit“.
Eine Gesamtübersicht über die DIHK-Digitalisierungsumfrage 2022 sowie zur Sonderauswertung IT-Sicherheit finden Sie hier.