Agilität ist eine Schlüsselkompetenz, um als Unternehmen auf neue Marktanforderungen zu reagieren, flexibel und anpassungsfähig sowie gleichzeitig proaktiv und initiativ zu handeln. Der Wandel hin zu einer agilen Organisationsform ist jedoch oft ein langer Prozess und der Umfang der Veränderung – da sind sich die Expertinnen und Experten im Rahmen eines Fachaustauschs der Mittelstand-Digital Zentren einig – muss zum jeweiligen Unternehmen passen. Die zwei nachfolgenden Beispiele aus der unternehmerischen Praxis zeigen, wie agile Arbeitsmethoden im Projektmanagement und der Organisationsentwicklung eingesetzt werden können.
Scrum digitalisiert
Gemeinsam mit der brandgroup, einem mittelständischen und inhabergeführten Familienunternehmen, hat das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Siegen ein Projekt zu agilen Arbeitsmethoden durchgeführt. Vor dem Hintergrund einer veränderten Arbeitsorganisation im Unternehmen, die u. a. durch die Pandemie notwendig wurde, standen der Einsatz der agilen Projektmanagement-Vorgehensweise Scrum, die Erprobung digitaler Tools sowie die Entwicklung einer automatischen Abweichungsanalyse in der Fertigung im Fokus. Insgesamt sollte hierüber ein Rahmenwerk geschaffen werden, um komplexe Aufgabenstellungen anzugehen und Produkte mit höchstmöglichem Wert auszuliefern. Durch die Unterstützung des Zentrums ist es dem Unternehmen gelungen, Scrum für ausgewählte Projekte zu nutzen und einzelne agile Techniken zu etablieren. Eine automatische Abweichungsanalyse für Fertigungsprozesse ist ebenfalls im Einsatz.
Agile Organisationsentwicklung im Gebäudetechnikhandwerk
Digitalisierung ist nicht nur eine technologische Änderung. Auch Prozesse, Geschäftsmodelle, Werte und auch Organisationsstrukturen sind von den Auswirkungen betroffen. So ist es auch bei einem Gebäudetechniker im Süden Deutschlands, den das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk im Rahmen der Digitalisierungswerkstatt 2022 „Smart Home & Living“ begleitet hat. Im Unternehmen wurde bereits verschiedene Technologien im digitalen Bereich umgesetzt. Hierzu zählen mobile Tablets für die Monteure mit Aufgabenverteilung, entsprechende ERP-, CRM- und DMS-Systeme sowie eine ordentliche Website und auch digitale Dienstleistungen (Planungen). Die interne Struktur des Unternehmens war jedoch komplett am Betriebsinhaber abhängig, von der Planungsleistung, über die Abnahme der Baustelle, bis hin zur unternehmerischen Gesamtverantwortung. Daher wurde zusammen eine neue Organisationsstruktur mit Teamleitern erarbeitet und per Rollenbeschreibungen aktueller Arbeitsleistungen untermauert.
Die Praxisbeispiele zeigen, dass agiles Arbeiten sehr vielfältig einsetzbar ist und auch für kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie und Handwerk von großem Nutzen sein kann. Dabei ist die Einführung agiler Arbeitsmethoden mitunter ein langer Prozess, der in der Regel mit einer IST-Analyse und einem gemeinsamen Zukunftsbild beginnt. Entscheidend ist dabei, von Beginn an die Mitarbeitenden einzubeziehen und Begeisterung im Unternehmen für die Veränderungen zu wecken. Dies gelingt – so die Expertinnen und Experten der Mittelstand-Digital Zentren – beispielsweise durch kleine initiale Lösungen, wie etwa Kanban-Karten, um schnelle Erfolge zu schaffen. Darüber hinaus sind Kreativitätstechniken, z. B. Lego Serious Play, aufgrund des spielerischen Charakters sehr gut geeignet, um ein gemeinsames Zukunftsbild zu schaffen. So gelingt es, die Mitarbeitenden frühzeitig abzuholen und Begeisterung für die neuen Arbeitsmethoden zu wecken.
Weiterführende Links
Video zum Projekt „Scrum digitalisiert“
Blogbeitrag „Agiles Arbeiten: Mehr als bunte Klebezettel”
Workshop „Agiles Arbeiten – Potenziale und Methoden für Ihren Einstieg”
Auf den Punkt gebracht „Agiles Arbeiten – was ist das eigentlich?“